Gender.ismus
Um das Wort „Gender“ ist ein regelrechter Kulturkampf entbrannt. „Genderwahn, Gender-Gaga, Gender-Ideologie, Genderismus“ – mit solchen Parolen ziehen neokonservative und rechte Kräfte gegen eine Geschlechterpolitik ins Feld, die ihnen zu liberal vorkommt. Nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.
Aber was ist überhaupt Gender? Oder Gender-Mainstreaming? Es handelt sich um Fachbegriffe, die eine Politik kennzeichnen, die sich um mehr Gerechtigkeit in den Geschlechterverhältnissen bemüht Aber selbst Fachleuten können oft nicht gut erklären, was diese Begrifflichkeiten und Konzepte für alltägliche Lebenszusammenhänge bedeuten, oder für was sie genau hilfreich sind.
Die empörten und oft aggressiven Reaktionen von Gegnern und Gegnerinnen tun das Ihre dazu, die eigentliche Bedeutung zu verwirren und gar ins Gegenteil zu verkehren.
Ein Flyer des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer bietet einen Einstieg ins Thema, der verstehen hilft. Ganz konkrete Beispiele aus den Lebenssituationen unterschiedlichster Menschen machen klar, welche alltägliche Schwierigkeiten eine „Genderbrille“ sichtbar macht und wie dadurch Lösungen greifbar werden.
Unbewusste Begleiter
Mit Geschlechtern sind kulturell geprägte Assoziationen über spezifische Eigenschaften und Verhaltensweisen verbunden. Die Kategorisierung von Personen nach Geschlecht bringt die Erwartungshaltung mit, dass damit assoziierte Attribute tatsächlich vorhanden sind. Dies hat wiederum einen Einfluss auf die Informationsverarbeitung: Oft wird gleiches Können und gleiche Leistungen bei Frauen und Männern unterschiedlich wahrgenommen und bewertet.
Das Studienzentrum der EKD für Genderfragen hat den Auftrag, sich mit den Ursachen der Unterrepräsentanz von Frauen auf der mittleren Leitungsebene in der evangelischen Kirche auseinanderzusetzen. Als ein Anknüpfungspunkt für Veränderungen wurden die Stellenbesetzungsprozesse erkannt. Insbesondere bei Wahlverfahren besteht die Gefahr, dass nicht (nur) die Kompetenz der Personen, sondern (auch) die „unbewussten Begleiter“ für die Auswahl entscheidend sind. Solchen Prozessen soll ein kurzer Film entgegenwirken, der zu Beginn der Wahlverfahren über unbewusste Voreingenommenheit und deren Wirkung auf das Entscheidungsverhalten informiert und Strategien zur Vermeidung vorstellt.

