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Sehbehindertensonntag

Empfehlungen: Blinde und sehbehinderte Menschen in Unternehmen, Kirche und Gesellschaft integrieren

Frau mit Lupe in Kirchenbank

Mit einfachen Mitteln kann das Leben sehbehinderter und blinder Menschen erleichtert werden

Kleine Taten, große Wirkung: Kirchlicher Aktionsmonat macht im Juni darauf aufmerksam, wie auf die Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Menschen eingegangen werden kann. Gerhard Christ von der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN kennt Empfehlungen für Unternehmen, Kirchengemeinden und Passanten, um die Integration zu fördern. Zudem bietet ein eigener kirchlicher Aktionsmonat umfangreiches Material für Gemeinden.

„Sehbehinderte Menschen möchten ganz normal in den Alltag integriert sein, sie wollen den Kontakt mit Sehenden“, erfährt Gerhard Christ, Leiter der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN immer wieder. Deshalb appelliert er an Unternehmen und die Kirche, sehbehinderten und blinden Menschen einen Platz einzuräumen, oft brauche es dazu nicht viel.

Ermutigung für Unternehmen, blinde und sehbehinderte Menschen einzustellen

Gerade im Kontakt mit dem Blinden- und Sehbehinderten Bund wird ihm immer wieder deutlich, dass die Arbeitslosenzahlen bei dieser Gruppe höher als im Durchschnitt der Bevölkerung liegen. Deshalb ermutigt Gerhard Christ: „Blinde und sehbehinderte Menschen bieten für Arbeitgeber:innen oft große Chancen. Beispielsweise können viele von ihnen Gehörtes in einer atemberaubenden Geschwindigkeit erfassen. Zudem ist ihr Tastsinn besonders ausgeprägt.“ Deshalb orientierten sich einige an Berufen in Bereichen der Physiotherapie, der Massagen, der Callcenter, der IT sowie als Unterstützung bei medizinischen Diagnosen. Gerhard Christ hat immer wieder blinde und sehbehinderte Menschen kennen gelernt, die äußerst versiert und erfolgreich als Expertinnen und Experten im Informatikbereich arbeiten.

Aufmerksam im Alltag

Gerhard Christ setzt sich dafür ein, Vorbehalte zu nehmen: „Blinde und sehbehinderte Menschen können ganz wunderbar kommunizieren und freuen sich darauf, wenn sie freundlich angesprochen werden.“  Wer gerade in der Stadt oder im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, sollte deshalb aufmerksam die Umgebung und entsprechende Signale wahrnehmen. Gerhard Christ rät: „Dann einfach direkt die Frage stellen, ob jemand Hilfe braucht. Wenn jemand schlecht sieht, kann das beim Finden des Bahngleises eine große Erleichterung bedeuten.“ 

Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN

Kirchen machen mit eigenem Aktionsmonat mit beim „Sehbehindertentag“

Um auf die Bedürfnisse dieser Menschen aufmerksam zu machen, hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband den Sehbehindertentag eingeführt. Er findet jedes Jahr um den 6. Juni herum statt. Diese Idee greifen auch die Kirchen mit einem Aktionsmonat vom 1. bis 30. Juni 2022 auf. Das Projekt „Sehbehindertensonntag“ bietet zahlreiche Impulse, wie Inklusion im Gemeindealltag gelebt werden kann. Auf der Aktionswebsite können entsprechende Materialien bestellt werden.
Materialien:

Aktionsmittel für den Sehbehindertensonntag 2022

Mehr über den Sehbehindertensonntag

Sehbehindertentag

Empfehlungen aus der Praxis für Kirchengemeinden

Aufgrund ihres 60-jährigen Bestehens haben die engagierten Experten in der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN umfangreiche Erfahrungen gesammelt, wie sich mit einfachen Mitteln sehbehinderte Menschen in das kirchliche Gemeindeleben integrieren lassen. Gerhard Christ empfiehlt:

  • Am Eingang sollte eine neu ankommende, sehbehinderte Person z.B. durch ein Kirchenvorstandsmitglied begrüßt und gefragt werden, ob sie Hilfe brauche. Beispielsweise kann man bei Bedarf beim Finden des Platzes unterstützen.

  • Eine Person aus der Gemeinde kann auch den Kontakt zu anderen Gemeindegliedern herstellen. Nach dem Gottesdienst kann die oder der Betreffende z.B. zum Kirchencafé eingeladen werden.

  • Wege sollten freigeräumt sein, da Hindernisse evtl. nicht erkannt werden.

  • Liedblätter, Schilder und Tafeln sollen in Großdruck beschriftet sein.

  • Räume sollten gut beleuchtet sein.

  • Ein Gesangbuch in Blindenschrift sollte zur Verfügung stehen – evtl. können dem Betreffenden die Liednummern bereits vor dem Gottesdienst mitgeteilt werden, da manche die Lieder vorher mit Hilfe einer CD auswendig zu lernen. Denn das Gesangbuch in Blindenschrift besteht aus mehreren „großen Wälzern.“

  • Betreffende Personen über die Angebote der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN informieren: Studienfahren, Treffen, etc.

  • Blinde und sehbehinderte Menschen haben oft selbst gute Ideen und Vorschläge. Deshalb ist es wichtig, ihnen zuzuhören.

  • Auf die innere Haltung achten: Viele blinde und sehbehinderte Menschen wollen nicht als Hilfeempfänger wahrgenommen oder „betüttelt“ werden. Stattdessen sollte überlegt werden, was zusammen gemacht werden kann, wo sie mitplanen, mitplanen und miterleben können.

Freizeiten und pilgern auf dem barrierearmen Abschnitt des Jakobsweges

„Direkter Kontakt und Begegnung machen die Qualität von Kirche aus“, hat Gerhard Christ erfahren. Deshalb bietet die Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN beispielsweise auch Fahrten und Freizeiten an, bei denen sich die Betreffenden miteinander austauschen können. Die Freizeiten werden aktiv gestaltet, um den Teilnehmenden auch positive Impulse für Seele und Körper anzubieten. So waren Wassergymnastik, Frühsport und geistliche Begleitung auch Teil einer Freizeit im Odenwald. Die Kirche setze sich aber auch für individuell nutzbare Angebote ein. So wurde ein Teil der Strecke des Jakobsweges, der durch Frankfurt am Main bis Höchst führt, barrierearm gestaltet. Für blinde Menschen seien beispielsweise taktile Orientierungspunkte vorhanden.
Flyer zum barrierearmen Abschnitt des Jakobsweges durch Frankfurt am Main (PDF)
App zum barrierearmen Abschnitt des Jakobsweges

60-jähriges Jubiläum – aber ungewisse Zukunft

1962 wurde die Sehbehinderten und Blindenseelsorge der EKHN (SBS) in Darmstadt von Betroffenen innerhalb der Kirche gegründet. Das Profil hat anfangs vor allem der inzwischen verstorbene Pfarrer Siegfried Preis mitgestaltet, der selbst von einer geringen Sehkraft betroffen war. Er hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, als sehbehinderter Mensch das Pfarramt auszuüben. Seit Bestehen dieses Seelsorge-Bereiches wirken betroffene Menschen ehrenamtlich mit. Die Forderung an die Gesellschaft, sehbehinderte und blinde Menschen einzubinden, wird innerhalb der SBS gelebt: Auch sehbehinderte und blinde Menschen bringen ihre Ideen ein, beteiligen sich an der Planung und der Umsetzung. Somit gehört zur SBS ein Beirat, zu dem 2022 drei Sehende und fünf Menschen mit Seheinschränkungen gehören.
Zur Zeit koordiniert der Gemeindepädagoge Gerhard Christ als Leiter die Aktivitäten. Es werden seelsorgerliche Begleitung und Beratung, Freizeiten, die Beratung von Gemeinden sowie die Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen angeboten.
Allerdings stellt sich derzeit die Frage, mit welchen Ressourcen die Sehbehinderten- und Blindenseelsorge angesichts des Reformprojektes „ekhn2030“ langfristig weitergeführt wird.

Veranstaltungen der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge der EKHN

Den "Sehbehindertensonntag" feiern Kirchengemeinden aus der EKHN an diesen Terminen:

  • 05.06.22 Gottesdienst 17 Uhr Auferstehungskirche Oberursel mit blinder Prädikantin Brigitte Buchsein
  • 07.06.22 Informationsstand Offenbach, Wilhelmsplatz/Marktplatz vom Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen e.V. (BSBH) Bezirksgruppe Offenbach
  • 12.06.22 10 Uhr Gottesdienst methodistische Christuskirche Frankfurt mit Martin Feuerstein
  • 19.06.22 10 Uhr Gottesdienst St. Katharinenkirche Frankfurt 10 Uhr mit Brigitte Buchsein und Vikarin Mirjam Raupp
  • 19.06.22 10.30 Uhr Gottesdienst Philippusgemeinde Darmstadt + Infostand zusammen mit  Bezirksgruppe vom BSBH 
  • 19.06.22 16 Uhr Familiengottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche Oberursel mit Brigitte Buchsein 
  • 22.06.22 Diversity-Tag in der Kirchenverwaltung der EKHN + Ausstellung „Unterstützungsmöglichkeiten durch die Arbeitgeberin Kirche“ vom Referat für Chancengleichheit der EKHN. 

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